Wo „nah“ und „fern“ sich berührten
Sich nah und fern sein, ist nicht nur eine Herzensangelegenheit. Von fern oder nah kann auch ein Lied stammen. Und was für die Akteure vom Männerchor Rheinfelden auf der Bühne vor wenigen Monaten noch fern war, wurde plötzlich nah.
Erstaunlich, was der Männerchor Rheinfelden im Zusammenhang mit dieser Begriffs- und Wortspielerei auf der Bühne des Kurbrunnensaals gesanglich hervorzauberte. Die Vorbereitungen dazu begannen bereits anfangs dieses Jahres. Zuerst ging es um die Auswahl der Lieder zum gewählten Thema. Mit welchen kann geografisch die nahe und ferne Distanz hervorgehoben werden? Oder in welchen Liedtexten findet man die menschliche Nähe oder Ferne besungen? In trendigen Schweizer Mundartliedern befinden viele solcher Texte. Zum Beispiel löste der wohl bekannteste Liedermacher Mani Matter schon früh einen Mundart-Trend in der Schweiz aus. In seinem Lied „Mir hei e Verein“, bringt er unsere menschliche Verhaltensweise mit nah und fern haarscharf auf den Punkt. Jenseits unserer Landesgrenzen, im deutschsprachigen Raum, findet man ebenso viele zum Thema passende Lieder. Der Liedtext von „Weit, weit weg“ beschreibt mit oberösterreichischem Dialekt sogar die geografische Distanz und die Herzensangelegenheit. Noch weiter weg auf der anderen Seite des Ozeans entstand das Lied „Halleluja“ von Leonhard Cohen. Ein Lied, zu dem zahlreiche Coverversionen von anderen Musikern existieren und welche alle gleichermassen sehr berühren und ganz nah bis unter die Haut gehen. Und wieder zurück in Europa, genau in Irland, also wieder näher, findet man viele authentische und lebendige Volkslieder. Eines davon ist „Molly Malone“ ein Gassenhauer und inoffizielle Hymne von Dublin. Den irischen Songs liegen oft menschliche Schicksale mit traurigen Enden zu Grunde, die einem ganz nah gehen. Die Geschichte von Molly Malone ist dazu beispielhaft. „Thank you for the music“, von der legendären schwedischen Popgruppe ABBA ist geradezu prädestiniert für einen Schlusspunkt. Oder wie es der Präsident Josef Amrein zum Abschied sagte: Besser kann ich nicht danke sagen, als mit diesem Lied. Ihr Gäste im Saal wart uns für 2 Stunden nah und bald seid ihr wieder fern, hoffentlich nicht zu lange.
Das so gezielt ausgesuchte Liederprogramm hinterliess im Vorfeld auf den ersten Blick ein wildes Sammelsurium. Erst im voll besetzten Musiksaal konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer die Begriffs- und Wortspielerei mit nah und fern im geschickt gestalteten Programm erkennen und erleben.
Der Chor wurde von Monika Sturm-Schmid vorbereitet und letztlich feinfühlig und gekonnt dirigiert. Voraus gingen viele Proben während eines halben Jahres, wo sie öfters mit viel Energie und Geschick den Männerchor und die teilnehmenden Projektsänger motivieren musste. Diese Projektsänger werden weiterhin im Chor verbleiben und mitsingen. Für den Männerchor ist das ein doppelter Erfolg: erstens ein gelungenes, mitreissendes Konzert aufzuführen und zweitens der Gewinn von neuen Mitgliedern. Marsha Mueller führte elegant und mit viel Charme durch das Programm. Als aufdringliche Reporterin vom „ Neuen Fricktaler Lindenblatt“ befragte sie die Sänger über ihr persönliches Befinden und zur Auswahl der Lieder. Dieses Rollenspiel zwischen ihr und den Auskunft gebenden Sängern bereicherten das Konzert bis hin zu einem Unterhaltungsabend.
Text Fredi Leder